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^"permissions":^"read":ӶӺ,"update":ӶӺ,"delete":ӶӺ,"admin":ӶӺ°,"user":^"id":6,"name":"Sarah Oberbichler"°,"id":"Qdhbf6k6vr","ranges":Ӷ^"start":"/divӶ3Ӻ/divӶ4Ӻ/divӶ1Ӻ/pӶ9Ӻ","startOffset":0,"end":"/divӶ3Ӻ/divӶ4Ӻ/divӶ1Ӻ/pӶ13Ӻ","endOffset":862°Ӻ,"quote":"((9)) Von Glasersfelds Hauptargument gegen das traditionelle, realistische Bild geht von Xenophanes’ Bemerkung aus, daß, selbst wenn es einem Subjekt gelänge, die Welt so zu repräsentieren, wie sie wirklich ist, es dennoch niemals wissen könnte, daß es ihm gelungen ist. Von Glasersfeld fährt dann fort:\nDie Schlagkraft dieser Aussage beruht auf der Einsicht, daß die Richtigkeit oder ‘Wahrheit’ eines Weltbildes nur durch einen Vergleich mit der Welt an sich bestätigt werden könnte und daß dieser Vergleich für uns ausgeschlossen ist. ((12)) \n((10)) Das skeptische Prinzip, daß wir eine Welt jenseits unserer Sinne nicht erkennen können, akzeptiert er bereitwillig ((14)). Argumente dieser Art sind in der zeitgenössischen Philosophie sehr populär. Der realistischen Auffassung zufolge müssen wir, um den Wahrheitswert einer Überzeugung zu bestimmen, feststellen, ob sie mit den Tatsachen übereinstimmt oder nicht. Aber, so wird eingewandt es ist für uns unmöglich, aus dem Zirkel unserer Erfahrungen und Überzeugungen auszubrechen, um die Welt an sich zu untersuchen. Da alle unsere Erkenntnisse der Welt durch unsere Vorstellungen vermittelt sind, können wir niemals an die externen Tatsachen herankommen, um zu sehen, ob sie unseren Überzeugungen korrespondieren. Der angebliche Vergleich einer Überzeugung mit der Realität stellt sich zu guter Letzt als lediglich ein Vergleich einer Überzeugung mit anderen Überzeugungen heraus. Überzeugungen, so lautet die Konklusion, können nur durch die interne Kohärenz in einem System von Überzeugungen gerechtfertigt werden. \n((11)) Dieses Argument verdient eine sorgfältigere Untersuchung, als ich sie hier geben kann. (Vgl. meinen Artikel: The role of sensory experienee in epistemic justification: a problem for coherentism, erscheint demnächst in Erkenntnis). Mein wesentlicher Einwand beruht auf der besonderen Rolle, die die sinnliche Wahrnehmung im Prozeß des Erwerbs und der Rechtfertigung von Wissen spielt. Die Verfechter des Arguments weisen den natürlichen Gedanken, daß uns die Wahrnehmung einen direkten Zugang zu den externen Tatsachen verschafft, als naiv zurück. Die Wahrnehmung, zumindest die Wahrnehmung von Tatsachen, so argumentieren sie, beinhaltet die Anwendung von Begriffen und mithin beinhaltet sie Urteile. Deshalb sind wir in der Wahrnehmung nicht direkt mit den Tatsachen konfrontiert. Die Tatsachen sind uns nicht einfach gegeben. Die Welt präsentiert sich unserem passiven Bewußtsein nicht bereits als in Tatsachen zerlegt. Der Versuch, einen Zugang zu einer externen Tatsache zu finden, um zu sehen, ob sie mit einem Urteil übereinstimmt, endet letztlich mit einem weiterem Urteil, einem Wahrnehmungsurteil. \n((12)) Aber selbst wenn es keine Wahrnehmung einer Tatsache ohne ein Urteil gibt, so folgt daraus doch nicht, daß ich, wenn ich z.B. sehe, daß ein Apfel rot ist, bloß urteile, daß er rot ist. Das Wahmehmungsurteil beruht auf der sinnlichen Erfahrung. Die visuelle Präsentation des Apfels ist ein wesentliches Element meines perzeptiven Bewußtseins; sie ist es, die mein Sehen des Apfels von einem bloßen Denken an ihn oder einer Erinnerung an ihn unterscheidet. Deshalb vermag der Umstand, daß die Wahrnehmung von Tatsachen wesentlich Urteile beinhaltet, keineswegs zu zeigen, daß wir durch die Wahrnehmung kein Wissen von etwas erwerben können, das nicht selbst wiederum ein Urteil ist. Mein Standpunkt ist just, daß unsere durch begriffliche Tätigkeit strukturierte sinnliche Erfahrung uns einen kognitiven Zugang zu den objektiven Tatsachen verschafft. \n((13)) Das geschilderte Argument, daß wir in der Wahrnehmung ein Bewußtsein nur von einem Urteil erreichen können, ähnelt dem Schluß von der Prämisse, daß Essen Kauen und Schlucken beinhaltet auf die Konklusion, daß die einzigen Dinge, die wir essen können, unsere Zähne und unsere Kehle sind. Urteile fungieren in der gewöhnlichen perzeptiven Erkenntnis nicht als Gegenstände der Wahrnehmung; sie sind vielmehr ein Teil dessen, was es uns ermöglicht, ein propositionales, sinnliches Bewußtsein von externen Tatsachen zu erwerben. Wir können demnach, so scheint es, Tatsachen daraufhin untersuchen, ob sie ein Urteil wahr oder falsch machen. Eine reine, begrifflich und doxastisch unvermittelte Präsentation der Tatsachen ist dazu nicht nötig. Es wird oft übersehen, daß ein Wahmehmungsurteil direkt d.h. nichtinferentiell, und interpretativ zugleich sein kann.","highlights":Ӷ^"jQuery3210378431618710710962":^°°,^"jQuery3210378431618710710962":^°°,^"jQuery3210378431618710710962":^°°,^"jQuery3210378431618710710962":^°°,^"jQuery3210378431618710710962":^°°Ӻ,"text":"","order":"mw-content-text","category":"ArgumentationFremd","data_creacio":1575480038680°
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