Ernst von Glasersfeld wurde 1917 in München als österreichischer Staatsbürger geboren und kam bereits in seiner Kindheit in Südtirol mit vielen Sprachen in Kontakt – die Faszination für Sprachen und Spracherwerb begleiteteihn sein Leben lang. Er studierte kurzzeitig Mathematik in Zürich und Wien, verließ das zunehmend antisemitische Österreich aber 1937 in Richtung Australien, wo er als Skilehrer arbeitete, bevor er nach Irland auswanderte und dort – mittlerweile staatenlos – eine Landwirtschaft betrieb.
Nach dem Krieg kehrte er nach Südtirol zurück, arbeitete vorerst als Journalist, und begann schließlich 1959 für Silvio Ceccato am Zentrum für Kybernetik an der Universität Mailand zu forschen. Anschließend arbeitete er in einem von der US Air Force finanzierten Projekt zu maschineller Übersetzung zunächst noch in Italien, dann an der University of Georgia in den USA. Erst nach Ende des Projekts begann Glasersfelds akademische Karriere im eigentlichen Sinne: Als Professor für Kognitive Psychologie arbeitete er an der University of Georgia vor allem zu Primatensprachen (wo er die Sprache Yerkish entwickelte) und begann, seine Theorie des Radikalen Konstruktivismus zu formulieren. Er wurde 1987 dort emeritiert und setzte sein Wirken am Scientific Reasoning Research Institute in Amherst, Massachusetts fort.
Ernst von Glasersfeld blieb stets in Kontakt zu Europa bzw. dem deutschsprachigen Raum und erhielt dort auch zahlreiche Auszeichnungen und Ehrendoktorate (so auch 2008 an der Universität Innsbruck). Er starb 2010 in Leverett (Massachusetts) in den USA.