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ArgumentationFremd
((3)) Dies führt uns zur Kybernetik und zu Ernst von Glasersfelds Erwähnung eines “grundlegenden konstruktivistischen Prinzips" bei Jean Piaget, “daß der menschliche Verstand die Wirklichkeit organisiert, indem er sich selbst organisiert (Piaget 1937, p.311)...” ((36)). Nun sind im Laufe eines Forscherlebens durchaus Entwicklungen anzunehmen, die mitunter zu mehr oder weniger geringfügigen Verschiebungen oder Korrekturen führen und somit ein Lebenswerk üblicherweise nicht in einem Guß modellieren lassen. In diesem Sinn würde mir der zitierte Rekurs auf Piaget als etwas zu verkürzte Darstellung seines “konstruktivistischen Prinzips” erscheinen. In Biologie und Erkenntnis beschreibt nämlich Piaget 1974 organische und kognitive Regulationen in aufeinander bezogenen Evolutionsstadien, wobei deren Verlauf gleichermaßen von endogenen wie von Umweltfaktoren gesteuert wird: “Die kognitiven Prozesse erscheinen ... zugleich als die Resultante der organischen Selbstregelung, deren Hauptmechanismen sie reflektieren, und als die differenziertesten Organe dieser Regulation innerhalb der Interaktion mit der Außenwelt.” (S. 27) Dies entspricht einer grundsätzlich dynamischen Sichtweise der Wechselwirkungen zwischen Subjekt und Objekt: “Die Erkenntnisse kommen tatsächlich weder aus dem Subjekt (somatische Erkenntnis oder Introspektion) noch aus dem Objekt (denn die Wahrnehmung selbst besteht zu einem beträchtlichen Teil aus Organisation), sondern aus den anfangs ebenso durch die spontanen Aktivitäten des Organismus wie durch äußere Reize in Gang gebrachten Interaktionen zwischen Subjekt und Objekt.” (S. 29)
((3)) Dies führt uns zur Kybernetik und zu Ernst von Glasersfelds Erwähnung eines “grundlegenden konstruktivistischen Prinzips" bei Jean Piaget, “daß der menschliche Verstand die Wirklichkeit organisiert, indem er sich selbst organisiert (Piaget 1937, p.311)...” ((36)). Nun sind im Laufe eines Forscherlebens durchaus Entwicklungen anzunehmen, die mitunter zu mehr oder weniger geringfügigen Verschiebungen oder Korrekturen führen und somit ein Lebenswerk üblicherweise nicht in einem Guß modellieren lassen. In diesem Sinn würde mir der zitierte Rekurs auf Piaget als etwas zu verkürzte Darstellung seines “konstruktivistischen Prinzips” erscheinen. In Biologie und Erkenntnis beschreibt nämlich Piaget 1974 organische und kognitive Regulationen in aufeinander bezogenen Evolutionsstadien, wobei deren Verlauf gleichermaßen von endogenen wie von Umweltfaktoren gesteuert wird: “Die kognitiven Prozesse erscheinen ... zugleich als die Resultante der organischen Selbstregelung, deren Hauptmechanismen sie reflektieren, und als die differenziertesten Organe dieser Regulation innerhalb der Interaktion mit der Außenwelt.” (S. 27) Dies entspricht einer grundsätzlich dynamischen Sichtweise der Wechselwirkungen zwischen Subjekt und Objekt: “Die Erkenntnisse kommen tatsächlich weder aus dem Subjekt (somatische Erkenntnis oder Introspektion) noch aus dem Objekt (denn die Wahrnehmung selbst besteht zu einem beträchtlichen Teil aus Organisation), sondern aus den anfangs ebenso durch die spontanen Aktivitäten des Organismus wie durch äußere Reize in Gang gebrachten Interaktionen zwischen Subjekt und Objekt.” (S. 29)
ArgumentationFremd
((4)) Diese Kernaussagen Piagets legen eine ausgewogene Balance zwischen internen und externen Determinanten der Kognition nahe, die eine entsprechende wechselseitig ko-determinierte Geschichte zur Folge hat. Demgegenüber schreibt Ernst von Glasersfeld: “Der Konstruktivismus leugnet keineswegs eine ontologische Realität, doch er behauptet, daß wir sie nicht rational erfassen können.” ((58)) Hier würde ich gerne das Wort “rational" durch “vollständig" ersetzt sehen. Denn einerseits ist auch die mögliche Implikation, daß wir Realität anders als rational - also etwa “irrational" - “erfassen” könnten, zweifelhaft, andererseits wäre die generelle Unmöglichkeit eines vollständigen Erfassens der Realität methoden-unabhängig und ließe die Möglichkeit eines temporären und/ oder teilweisen Erfassens offen. Dies scheint mit dem Hinweis auf die Historizität der Kognition mehr als plausibel, ja nachgerade unabdingbar: Da es überhaupt lebensfähige und viable Formen der Kognition gibt, müssen die “inneren” Prozesse ein “Echo” von Prozessen beinhalten, die sich in der Außenwelt abspielen. Beliebige Viabilitäten lassen sich nicht einfach ausdenken. [2] Und: Wie anders als über - zumindest teilweise - gegenseitige Abstimmung zwischen inneren und äußeren Prozessen könnten sich überhaupt komplexere biologische “Kognitionsapparate” entwickelt haben?
((4)) Diese Kernaussagen Piagets legen eine ausgewogene Balance zwischen internen und externen Determinanten der Kognition nahe, die eine entsprechende wechselseitig ko-determinierte Geschichte zur Folge hat. Demgegenüber schreibt Ernst von Glasersfeld: “Der Konstruktivismus leugnet keineswegs eine ontologische Realität, doch er behauptet, daß wir sie nicht rational erfassen können.” ((58)) Hier würde ich gerne das Wort “rational" durch “vollständig" ersetzt sehen. Denn einerseits ist auch die mögliche Implikation, daß wir Realität anders als rational - also etwa “irrational" - “erfassen” könnten, zweifelhaft, andererseits wäre die generelle Unmöglichkeit eines vollständigen Erfassens der Realität methoden-unabhängig und ließe die Möglichkeit eines temporären und/ oder teilweisen Erfassens offen. Dies scheint mit dem Hinweis auf die Historizität der Kognition mehr als plausibel, ja nachgerade unabdingbar: Da es überhaupt lebensfähige und viable Formen der Kognition gibt, müssen die “inneren” Prozesse ein “Echo” von Prozessen beinhalten, die sich in der Außenwelt abspielen. Beliebige Viabilitäten lassen sich nicht einfach ausdenken. [2] Und: Wie anders als über - zumindest teilweise - gegenseitige Abstimmung zwischen inneren und äußeren Prozessen könnten sich überhaupt komplexere biologische “Kognitionsapparate” entwickelt haben?