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Was ist Sprache?

Die Frage nach dem Wesen der menschlichen Sprache ist eine Schlüsselfrage, wenn es darum geht, zu erklären, was den Menschen vom Tier unterscheidet. Über die letzten Jahrhunderte haben Menschen mit verschiedenen Hintergründen aus unterschiedlichsten Disziplinen versucht, Sprache zu definieren. Diese Sammlung von Zitaten ist nicht vollständig! Sie soll lediglich zeigen, welche unterschiedlichen Perspektiven bereits eingenommen wurden und eine Diskussion über das Wesen von Sprache ermöglichen.

Sprache ist das bildende Organ des Gedanken.

Wilhelm v. Humboldt: Von der Natur der Sprache und ihrer Beziehung auf den Menschen im Allgemeinen (1827-1829).

Language is a purely human and noninstinctive method of communicating ideas, emotions, and desires by means of a system of voluntarily produced symbols. These symbols are in the first instance, auditory and they are produced by the so-called “organs of speech”.

Edward Sapir: Language. An Introduction to the Study of Speech (1921).

Speech is the great medium through which human cooperation is brought about.

Grace Angus De Laguna: Speech, Its Function and Development (1927).


Der Geist einer Sprache offenbart sich am deutlichsten in ihren unübersetzbaren Worten.

Marie von Ebner Eschenbach: Aphorismen (2011).
Jeder Mensch hat seine eigene Sprache. Sprache ist Ausdruck des Geistes.

Novalis: Kunstfragmente (1772-1801).

Der Mensch ist Mensch nur durch die Sprache; um die Sprache zu erfinden, musste er schon Mensch sein.

Wilhelm v. Humboldt: Schriften zur Sprachphilosophie (1963).


Die Sprache ist dem Werkzeug verwandt, auch sie gehört zu den Geräten des Lebens, ist ein Organon wie das dingliche Gerät , das leibesfremde materielle Zwischending; die Sprache ist wie das Werkzeug ein geformter Mittler.

Karl Bühler: Sprachtheorie (1965/1934).
Die sprache erscheint also eine fortschreitende arbeit, ein werk, eine ungleich rasche und langsame errungenschaft der menschen, die sie der freien entfaltung ihres denkens verdanken, wodurch sie zugleich getrennt und geeint werden. alles was die menschen sind, haben sie gott, alles was sie überhaupt erringen in gutem und bösem, haben sie sich selbst zu danken. die inspiration des propheten ist nur ein bild für den in ihm erweckten und wachen gedanken. weil aber die sprache anfangs unvollkommen war und ihr werth erst stieg, kann sie nicht von gott, der vollendetes prägt, ausgegangen sein. Der schöpfer hat die seele, d.h. die kraft zu denken, er hat die sprachwerkzeuge, d.h. die kraft zu reden in uns beides als kostbare gaben gelegt, aber wir denken erst indem wir jenes vermögen üben, wir sprechen erst in dem wir die sprache lernen. gedanke wie sprache sind unser eigenthum, auf beiden beruht unsrer natur sich aufwindende freiheit, das sentire quae velis et quae sentias dicere, ohne sie würden wir thieren gleich barer nothwendigkeit hingegeben sein und mit ihr sind wir empor geklommen. Diese sprache, dies denken steht aber nicht abgesondert da für einzelne menschen, sondern alle sprachen sind eine in die geschichte gegangene gemeinschaft und knüpfen die welt aneinander. ihre manigfaltigkeit eben ist bestimmt, den ideengang zu vervielfachen und zu beleben.

Jacob Grimm: Über den Ursprung der Sprache (1826).
I think a very important aspect of language has to do with the establishment of social relations and interactions. Often, this is described as communication. But that is very misleading. I think. There is a narrow class of uses of language where you intend to communicate. Communication refers to an effort to get people to understand what one means. And that, certainly, is one use of langage and a social use of it. But I don't think it is the only social use of language. Nor are social ues the only uses of language. For example, language can be used to express or clarify one's thoughts with little regard for the social context, if any.

I think the use of language is a very important means which this species because of its biological nature creates a kind of social space, to place itself in interactions with other people. It doesn’t have much to do with communication in a narrow sense, that is, it doesn’t involve transmission of information. There is much information transmitted but it is not the content of what is said that is transmitted. There is undoubtedly much to learn about the social uses of language, for communication or for other purposes. But at present there is not much in the way of a theory of sociolinguistics, of social uses of languages, as far as I am aware.

On Language and Culture Noam Chomsky interviewed by Wiktor Osiatynski (1984).


Language is primarily an auditory system of symbols. In so far as it is articulated it is also a motor system, but the motor aspect of speech is clearly secondary to the auditory. In normal individuals the impulse to speech first takes effect in the sphere of auditory imagery and is then transmitted to the motor nerves thet control the organs of speech. The motor processes and the accompagnying motor feelings are not, however, the end, the final resting point. They are merely a means and a control leading to auditory perception in both speaker and hearer. Communication, which is the very object of speech, is successfully effecterd only when the hearer's auditory perceptions are translated into the appropriate and intended flow of imagery or thought or both combined.

Edward Sapir: Language. An Introduction to the Study of Speech (1921).

Language enables one person to make a reaction when another person has the stimulus.

Leonhard Bloomfield: Language (1933).

Immer wieder der Versuch, die Welt in der Sprache abzugrenzen und hervorzuheben, was aber nicht geht. Die Selbstverstänlichkeit der Welt drückt sich eben darin aus, dass die Sprache nur sie bedeutet und nur sie bedeuten kann. Denn da die Sprache die Art ihres Bedeutens erst von ihrere Bedeutung, also der Welt, erhält, so ist keine Sprache denkbar, die nicht diese Welt darstellt.

Ludwig Wittgenstein: Philosophische Bemerkungen (1984).
.. es ist ganz auffällig, daß es keinen so stumpfsinnigen und dummen Menschen gibt, nicht einmal einen verrückten ausgenommen, der nicht fähig wäre, verschiedene Worte zusammenzuordnen und daraus eine Rede aufzubauen, mit der er seine Gedanken verständlich macht; und dass es im Gegenteil kein Tier gibt, so vollkommen und glücklich es veranlangt sein mag, das ähnliches leistet. Dies liegt nicht daran, daß den Tiere Organe dazu fehlten; denn man kann beobachten, daß Spechte und Papageiern ebenso wie wir Worte hervorbringen können und daß sie dennoch nicht reden. (...) Dies zeigt nicht bloß, daß Tiere weniger Verstand haben als Menschen, sondern vielmehr, daß sie keinen haben.

Rene Descartes: Abhandlungen über die Methode (1637).
Alle Sprache ist Bezeichnung der Gedanken, und umgekehrt die vorzüglichste Art der Gedankenbezeichnung ist die durch Sprache, dieses größte Mittel, sich selbst und andere zu verstehen.

Immanuel Kant: Anthropologie in pragmatischer Hinsicht (1798).

Vernunft ist Sprache Λογος[Logos]

Johann Georg Hamann: Brief an Herder (1784).